Die neue Weltordnung und das Stockholm-Syndrom

Als Stockholm-Syndrom bezeichnet man das Aufbauen eines positiven Verhältnisses einer Geisel zu ihrem Entführer. Ein Blick auf unsere Gesellschaft und deren Umgang mit ihrer Totalüberwachung zeigt ein ähnliches Phänomen: Die Gegenwart von Big Brother wird geschönt. Als Geisel der Technik soll die persönliche Freiheit aufgegeben werden. Ganz im Sinne einer neuen Weltordnung.

 Sätze wie: „Ich habe nichts zu verbergen, bei mir gibt’s nichts zu holen.“ oder: „Wer Facebook oder Google nutzt, muss doch wissen, was er tut.“ fallen öfter in diesen Wochen. Seit der Bekanntgebung der Spähprogramme in der breiten Öffentlichkeit scheinen sich nur Politiker wahlkampfgerecht zu empören, also nur die, die längst von diesen Programmen wussten. In den Medien wird aufgeklärt, wie genau diese Überwachung funktioniert. Umfragen ergeben, dass die Mehrheit der Deutschen kein Problem mit der Überwachung hat.

„Unter dem Stockholm-Syndrom versteht man ein psychologisches Phänomen, bei dem Opfer von Geiselnahmen ein positives emotionales Verhältnis zu ihren Entführern aufbauen. Dies kann dazu führen, dass das Opfer mit den Tätern sympathisiert und mit ihnen kooperiert … Der maximale Kontrollverlust bei einer Geiselnahme ist nur schwer zu verkraften. Erträglicher wird dies, wenn sich das Opfer einredet, es sei zum Teil auch sein Wille, beispielsweise, da es sich mit den Motiven der Entführer identifiziert.“ Wikipedia, Stand: 8.Juli 2013

Wir kooperieren mit den Geheimdiensten, wir nehmen sie an, lassen sie in unser Haus. Wir akzeptieren, dass nicht wir die Technik kontrollieren, sondern die Technik uns. Diesen Kontrollverlust benennen wir nicht, wir gehen aber mit dem Verlust ins Bett, streicheln ihn, warten auf ein positives Signal, auf die Anerkennung unseres Kümmerns. Sprich mit mir, oh, du mächtige Technik. Und dann endlich: „Sie haben zwei neue Nachrichten!“ Danke, lieber Nachrichtendienst.

Wenn sich eine ganze Gesellschaft in technischer Geiselhaft weiß, aber gegen diese Schattenmacht nicht zu Felde zieht, dann ist es nur konsequent, dass ihre politische Führung das Verhalten der Wähler spiegelt. Auch die Bundesregierung pocht nicht auf die Souveränität unseres Landes, noch nicht einmal auf die der sonst so geliebten EU. Und unserem Bundespräsidenten Joachim Gauck bleibt in diesem Zusammenhang sein Lieblingswort „Freiheit“ im Halse stecken.

Jede Geiselhaft hat ein Ziel. Die Schattenmacht im Hintergrund formuliert nun deutlich ihre Forderung: Die Abgabe von Selbstbestimmung und der Souveränität. Die Anerkennung des Bürgers, in dieser Welt nicht frei zu sein. Die Demokratie soll einer Überwachungsdiktatur weichen und der Bürger soll brav dazu lächeln.

Es geht nicht um die Vermeidung von Technik und Software, sondern um den Missbrauch bzw. um deren Beherrschung. Und es geht um unsere Ansprüche, die wir an Freiheit und Demokratie stellen. Wenn dieser Anspruch groß genug ist, werden wir uns, das Land auch zu schützen wissen. Test the west!

Doch noch wird das Entscheidende kaum oder eigentlich gar nicht diskutiert: Wollen wir Demokratie und Freiheit zu Gunsten einer Totalüberwachung und -kontrolle Stück für Stück opfern? Oder gilt es, diese über laute Stimmen in den Massenmedien zu verteidigen? Die sogenante 4. Gewalt muss spätestens jetzt eingreifen.

Soviel muss klar sein: Keine Antwort wäre auch eine Antwort. Akzeptieren wir die totale Überwachung, akzeptieren wir eine neue Ordnung. Es wäre die „New World Order“, eine neue Weltordnung, die seit Jahrzehnten immer wieder herbeigesehnt wurde. Als populärstes Beispiel gilt hier der ehemalige amerikanische Präsident George W. Bush, der die Zeit für eine neue Weltordnung schon am 11. September 1990 ausrief. Diese neue Weltordnung forderte im Juni 2011 auch Bundeskanzlerin Angela Merkel:

„Wenn man eine wirklich Weltordnung haben will, eine globale politische Ordnung, dann wird man nicht umhin kommen an einigen Stellen Souveränität, Rechte an andere abzugeben.“

Vielleicht erklärt dieser Satz die merkwürdige Stille aus dem Kanzleramt. Das Schweigen der Lämmer. Übrigens: Das Stockholm-Syndrom ist heilbar. Der erste Schritt zur Genesung ist der Wille zur Genesung.

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17 Antworten zu Die neue Weltordnung und das Stockholm-Syndrom

  1. Wolfram "Wisgurd" Püchert schreibt:

    Order = Auftrag … nicht Ordnung.

    • Björn Kügler schreibt:

      Danke für den gut gemeinten Hinweis. Das Wort „Order“ steht übesetzt auch für Ordnung, neben der von Ihnen genannten Übersetzung des weiteren für Befehl, Folge, Beschluss, Grad und noch einige andere verwandte Wörter. „New World Order“ gilt in der Übersetzung als „Neue Weltordnung“. Wahrscheinlich, ich kann es nur vermuten, geht diese aus dem lateinischen „Novus ordo seclorum“ (Neuordnung der Zeit) hervor. Dieser Satz ist Bestandteil des Siegels der Vereinigten Staaten.

  2. roseny schreibt:

    Frau Merkel hat definitiv Unrecht, nötig ist nur Aufgaben, die den eigenen Bereich verlassen, an Gruppen zu delegiert, die mit allen Betroffenen reden kann. Die Souveränität ist nicht aufzugeben. Rechte birgen auch Pflichten – da gibt und gab es immer Spannungen, aber auch das ist ein auf- oder abgeben von Rechten sondern ein Abwägen und das Akzeptieren von Unannehmlichkeiten.

    Aus der Sicht von Frau Merkel mag das so erscheinen, schliesslich gibt sie bzw. Deutschland einiges an Europa ab – aber das ist nur in so einem Konstrukt so, das muss so nicht sein, da duckt sie sich – ins Ungesunde, ins Bedrohliche, da verliert sie die Übersicht.

  3. biersauer schreibt:

    Merkel laviert um die Probleme herum ohne diese wirklich anzugehen. Sie weiß auch um ihr Unvermögen, Probleme zu lösen, aber sie ist eine perfekte Täuscherin. Sie agiert aus dem Bauchgefühl. so bei ihrem spontanen Beschluss die AKWs abzudrehen ohne sicher zu sein, das dies gelingen kann oder der richtige Weg ist. Sie schiebt diese Probleme vor sich her und ihre Vasallen sind auf das Probieren angewiesen, zwischen Versuchund Irrtum.
    Die Alarmzeichen nachlassenden Wirtschaftserfolges, gibt sie Parolen aus .. es wird goldene. Zeiten geben. Sie wird die Probleme mit der Massenverarmung durch Massenzuzug Unfähiger und Arbeitsscheuer mit lötigem Islamverstand nicht mehr Herr/Frau. Damit müssen sich wohl die jungen Nachfolger kümmern, wenn es in der gewählten Partei solche geben kann.

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  7. Dude schreibt:

    https://dudeweblog.wordpress.com/2013/07/04/tacheles-aus-liebelichtvoller-aufrichtigkeit-oder-schongefarbte-scheinheiligkeit-aus-egozentrischer-boshaftigkeit/ 😉

    Die Technokraten- & Transhumanistenpsychos schlafen übrigens absolut nicht, und haben noch einiges vor…

    Vom Staat als verbindendes Regulativ

    Aber die Typen werden mich niemals kleinkriegen… wie es Campion einst schon in Bonnie & Clyde formulierte: Freiheit oder Tod!

    Ps. https://jcx1.com/2013/01/23/das-schweigen-der-lammer/

  8. Martin1 schreibt:

    Auch so ein Beispiel ist die Verharmlosungsformel: „Spionieren tut doch jeder Geheimdienst“.

    In den jeweiligen ausspionierten Ländern dürften das Straftaten sein. Also Mitleid und Verständnis für den Täter????

    Auch andere Dinge machen „alle“: bei rot über die Ampel gehen, zu schnell fahren, Steuern hinterziehen/verkürzen, gelegentlich was klauen (Firma oder im Hotel) etc.
    Das macht es alles nicht legaler!

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