Absurdes Ziel eines Syrien-Angriffs: Wer soll wie bestraft werden?

Während sich die Welt fragt, ob Putin von der Notwendigkeit eines Angriffs auf syrischem Gebiet überzeugt werden kann, gerät die Bewertung des Ziels eines 90-tägigen Militärschlags aus den Augen. Wie kann Assad bestraft werden? Wem kann wirklich geschadet werden? Wer oder was ist das Angriffsziel, wenn die USA betont, das Assad-Regime nicht stürzen zu wollen?

 Es wirkt verwirrend: Noch vor einem Jahr forderte der amerikanische Präsident Obama den Rücktritt von Syriens Präsidenten Assad. Nun aber, wo Obama mit seinem Militärapparat vor Syriens Haustür steht, wird von Obama deutlich kommuniziert, dass man Assad nicht stürzen wolle. Er solle nur bestraft werden. Nur: was soll das für eine Bestrafung werden? Wenn das Assad-Regime selbst nicht gestürzt werden soll, dann bleibt an Bestrafung nicht viel übrig. Fühlt sich das Regime bestraft, wenn verlassene Militäreinrichtungen zerbombt werden? Ist das für das Regime ein Unterschied, ob nun Rebellen oder die USA für eventuelle Verluste sorgt, wenn es trotzdem im Sattel bleibt? Verluste im Krieg sind keine Strafe, wenn man den Krieg nicht verliert. Oder kommt dann Putin und schickt Assad ohne Abendessen ins Bett? Es ist absurd und tragisch: Bestraft werden also nach offizieller Deutung nur einfache Soldaten und Zivilisten. Es sei denn, das Ziel der Angriffe ist ein ganz anderes.

Die unterschätzten „Gotteskrieger“

 Gilt der Angriff vielleicht doch den Terroristen, die von Saudi-Arabien, Katar und USA massiv unterstützt und eingeschleust wurden? Erst schienen sie nützlich, um das syrische Regime zu schwächen und den Sturz Assads zu unterstützen. Doch nun ist der al-quaida-Ableger, die al-Nusra-Front, zu mächtig geworden, ist zur stärksten und kräftigsten Oppositionspartei mutiert.

Die Lage vor dem 21. August, den Tag des mutmaßlichen Giftgas-Anschlags, war die, dass Assad die Rebellen immer weiter zurückdrängte. Versuchen wir uns einmal in die Situation dieser radikalen Rebellen hineinzudenken: Erst wurden sie trainiert, ausgerüstet und nach Syrien geschickt, um Assad zu stürzen – in dem Glauben, einen neuen Gottesstaat errichten zu können. Doch das Regime wollte einfach nicht nachgeben. Der Westen zeigte ebenfalls keine weitere Hilfe. Eine Flugverbotszone blieb aus und auch andere direkte militärische Unterstützung vom Ausland war nicht mehr zu erwarten. Was blieb den „Gotteskriegern“ als letzte Möglichkeit? Giftgas-Einsätze? Aus einem anderen Blickwinkel: Worauf mussten die USA hoffen, um doch noch legitim eingreifen zu können? Aber wie schon erwähnt: Obama will das Regime angeblich nicht stürzen.

Es wird gepokert

Im Hintergrund wird gepokert. Auf der Weltbühne zeigen sich dagegen verhärtete Fronten. Obama wirbt um Unterstützung für einen Angriff, Putin dagegen will erst stichhaltige Beweise und vor allem die „alte Ordnung“ verteidigen. Nachdem US-Partner Israel Raketen Richtung Syrien feuerte, zu reinen Übungszwecken natürlich, kann sich Putin ein militärisches Eingreifen in Syrien vorstellen. Natürlich nur unter bestimmten Bedingungen. Und genau diese Bedingungen werden gerade ausgehandelt. Und die Geheimdienste bereiten inzwischen erwünschte Beweise vor, die der Öffentlichkeit rechtzeitig präsentiert werden, bevor umgesetzt wird, worauf sich die Parteien schließlich geeinigt haben. Das wäre absolut nichts Neues. Geheimdienste fälschten Beweise nicht erst vor dem Irak-Krieg, sondern bereits während den napoleonischen Kriegen, das gehört quasi zu deren Arbeitsplatzbeschreibung. Und wie schon einmal hier erwähnt, spricht vieles dafür, dass das Ziel nur noch eine Teilung Syriens sein kann. Die Grenzen werden neu gesetzt, am grünen Tisch. Für das syrische Volk wäre das bei ihrem Kampf um Unabhängigkeit ein Schlag ins Gesicht, ein Schnitt ins Selbstbewusstsein. Da aber eine Befriedigung des Landes inzwischen als unmöglich scheint, wäre dieser Schritt nur das kleinere Übel. Das mögliche größere Übel kann und soll hier nicht näher beschrieben werden, weil überhaupt nicht kalkulierbar. Das wissen hoffentlich auch die beratenden Strategen im Hintergrund. Bestraft wären wir dann alle.

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12 Antworten zu Absurdes Ziel eines Syrien-Angriffs: Wer soll wie bestraft werden?

  1. johannes schreibt:

    „Gilt der Angriff vielleicht doch den Terroristen, die von Saudi-Arabien, Katar und USA massiv
    unterstützt und eingeschleust wurden? Erst schienen sie nützlich, um das syrische Regime zu schwächen und den Sturz Assads zu unterstützen. Doch nun ist der al-quaida-Ableger, die al-Nusra-Front, zu mächtig geworden, ist zur stärksten und kräftigsten Oppositionspartei mutiert.“

    Nein der geplante, absolut völkerrechtswidrige Angriffskrieg gilt nicht den Terroristen, den die werden und wurden ja von den USA,GB und ihren arabischen Freunden (SA und Golfstaaten)
    seit 2 Jahren kräftig unterstützt, um Assad zu stürzen. Die „Freunde Syriens“ sind doch diejenigen, die den Bürgerkrieg, der längst beendet wäre, zum Stellvertreterkrieg ausgebaut haben und für das anhaltnde Leid der Syrer verantwortlich sind.

    Und richtig vermutet, während dieses geplanten Angriffskrieges, der nun als „Strafaktion“ kaschiert und minimiert wird, wird sich Assad und das syrische Volk entweder wehren, und einen Grund für die Angriffskrieger liefern, die „Strafaktion auszubauen (vgl. Libyen), oder falls nicht, dann werden wie im Artikel angedeutet von den Geheimdiensten Kriegsgründe fabriziert. Kennen wir ja schon z.B. vom 11.9.2001, zu Beginn des am gleichen Abend von Bush ausgerufenen Krieg gegen den Terrorismus und gegen AFG, oder vom März 2003 beim Krieg gegen den Irak.
    Seltsam ist nur, dass die Leute n i c h t s aber auch g a r nichts aus den beiden vorgenannten und auch aus dem Libyen Angriffskrieg 2011 gelernt haben. 2011 bombte die NATO 7 (sieben!) Monate lang Libyen und utnerstützte vorzugsweise Fundamentalisten (AK nahe Truppen). Dabei liessen 90 000 Libyer ihr Leben, und uns juckt das nicht die Bohne.
    Die Politiker wissen tatsächlich nicht was sie tun, und ein Grossteil der Öffentlichkeit ist abgestumpft und gibt sich leider seichter Unterhaltung und dem Ausbau des(für andere Völker) tödlichen!) Dummbeuteltums hin.

    • Karl der Große schreibt:

      Vollkommen richti! Was gab es vor dem ersten Irak Krieg für Wiederstand, sogar hier bei uns: Karnevalsveranstaltungen wurden abgesagt und sämtliche öffentlichen Belustigungen, Lichterketten überall, in den Medien Aufrufe (zB. in der „Bild“ wo vorgedruckt Briefe(die man nur unterschreiben brauchte) veröffentlicht wurden um den GI´s bei zustehen , Takshow´s usw. Alles nicht mehr wahr!!! Wo bleiben die Intiativen von den Grünen oder den Kommunisten, den über alles liebenden Friedensaposteln? Alles in der Hand vom Weltgendarm USA und wehe einer zuckt und die größte Frechheit war, dem kaum gewählten US Präsidenten den „FRIEDENSNOVELLPREIS“ zu verleihen (Wohl für die Schandtaten die noch kommen sollten) Hier fällt mir ein Zitat von dem großen deutschen Dichter und Freiheitskämpfer , der im ersten Weltkrieg gefallen war, Theodor Körner, ein:
      „Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten, vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk, dann Gnade euch Gott“

  2. P.B. schreibt:

    Lassen wir uns vom Machtgehabe der USA nicht beeindrucken. Dieser Aufmarsch ist reine Erpressung. Die Amerikaner könnten sich mehr als nur eine blutige Nase einhandeln.
    Volk und Truppen, sogar die Elite der Marines, sind kriegsmüde.
    Und, zwischen 1945 und 2013 haben die USA nur einen einzigen Sieg zu verzeichnen, gegen das kleine Inselchen Grenada in der Karibik !!!

    Obama is a dead man walking.

    Paul Bunyan@

    • Gerd Töpfer schreibt:

      Meiner Meinung nach ist Obama erledigt, ganz egal wie er sich entscheidet. Greift er ohne Mandat an ist er ein Fall für Den Haag, greift er nicht an wird er wohl J.F.K. folgen. Und das weiß er ganz genau.

  3. JosephBreitenbach schreibt:

    In welchem Kindergarten hat der Verfasser dieses Artikels wohl Deutsch gelernt? Daserbum „kommunizieren“ hat nichts zu tun mit Nachrichtenübermittlung in nur einer Richtung, sondern es geht dabei in beide Richtungen; in der Physik kennt man ja die „kommunizierenden Röhren“. Aber so weit scheint der Verfasser im Laufe seiner (kurzen?) Schulzeit nicht vorgedrungen zu sein.

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  5. heintirol schreibt:

    Die Überlegung mit der Teilung Syriens am mir noch garnicht, rundet aber aus meinem Blickwinkel den ganzen Kriegseinsatz ab. Hintergrund: Katar verfügt über enorme Gasvorkommen. Nach Art der Russen plant Katar eine Gaspipeline nach Europa. Der kürzeste Weg geht über syrisches und türkisches Gebiet bis nach Österreich, von wo aus das Gas weiter verteilt wird. Syrien sperrt sich gegen die Pläne und schließt sich mit Russland kurz. Aber auch der Scheich von Katar bleibt nicht untätig, knüpft über die arabischen Emirate Kontakt zu den USA. Diese sehen eine Gelegenheit, selbst einen Fuß in die Tür des europäischen Marktes zu bekommen, da die USA selbst auch auf großen Gasfeldern sitzen (wenn nicht die größten überhaupt). Nun kommt der „nordafrikanische Frühling“ dazwischen, und bietet den arabischen Golfstaaten weitere Möglichkeiten, um da ihre fundamentalistischen Gotteskrieger hin zu senden und sie finanziell zu unterstützen. Wie es mit diesen Fundamentalisten aussieht, sieht man ja in Mali, Ägypten, Libyen und einigen anderen Ländern. Russlands Putin wiederum sieht durch die Pläne Dakars eine unerwünschte Konkurrenz zu seinen eigenen Gasfeldern und seiner Pipeline. Da Assad sich erfolgreich gegen die „oppositionellen“ Rebellen wehrt, sichert ihm natürlich sehr viel Unterstützung durch Putin. Und das ärgert Obama, durchkreuzt es doch seine und Katars Pläne. Daher also ein Kurzkrieg mit der Spaltung Syriens.

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