The Dark Knight – Die Konditionierung auf das Ende der alten Ordnung und ihre Werte

Der Amoklauf zur Premiere des finalen Batman-Films ist eine Zuspitzung der Frage, was uns die Batman-Trilogie eigentlich vermitteln will. Wenn man sich den letzten Film „The Dark Knight“ genauer ansieht, dann zeigt uns dieser, dass das Chaos eine nicht zu fassende Größe ist und umsere Gersellschaft nur überleben kann, wenn wir unsere alten Vorstellungen von Moral und Ethik über Bord werfen.

Es ist sowohl tragisch als auch bizzar: Man freut sich auf den neuen Batman-Film, den finalen Schluss dieser überaus erfolgreichen Trilogie. Mit der Erinnerung an einer der übelsten Filmfiguren der Geschichte, den „Joker“, der unberechenbar und unbestechbar die Welt brennen sehen wollte und dabei keine ethischen oder moralischen Grenzen kannte. Dann setzt man sich in den Kinosessel, die Spannung steigt (Wie kann man diesen Gegenspieler von Batman noch steigern?), der Film beginnt … Zu übertreffen ist diese Fiktion nur mit der Realität. Und diese erlebten die Premieren-Besucher in Denver in einer nicht zu erwartenden Härte. Bis auf die Merkwürdigkeiten, dass mehrere Augenzeugen von zwei Tätern sprachen und der gefasste Täter hochintelligent sein soll, der aber bei seiner Festnahme vor den eigens für die Sicherheitsbeamten konstruierten Sprengfallen warnt, will ich auf diese Tat nicht näher eingehen, sondern auf den Film, der im jahr 2008 nicht nur gefühlslose Killer zeigte, sondern uns auch auf andere, neue Realitäten vorbereitete: The Dark Knight.

Vieles aus diesem Film ist in meiner Erinnerung und schnell zu analysieren. Aber wenn ich das Thema schon aufgreife, schalte ich jetzt meinen DVD-Player ein und werde den Film noch einmal in voller Länge sehen und dabei diesen Text entsprechend weiter verfassen, versuche mich aber trotzdem auf das Wesentliche zu beschränken.

Der Film beginnt mit einem Bankraub. Und schon hier werden ganz neue Seiten aufgezogen. Die maskierten Männer stehlen aus dem Tresor das Geld der Mafia. Gangster bestehlen also Gangster. Und: Der Drahtzieher, der Joker, wies vorher jeden Bankräuber an, seinen Kollegen zu erschießen, wenn der seinen Teil des Auftrages erfüllt habe. Am Ende des Überfalls bleibt nur der Joker übrig, der das Geld mit einem Schulbus (!) wegschaffen wird. Der angeschossene Filialleiter, der genau weiß, wessen Geld gerade gestohlen wird, fasst diese Situation, am Boden liegend und wimernd, so zusammen:

„Du hälts dich für clever, hä? Dieser Kerl, der euch angeheuert hat, wird dich genauso kalt machen … Früher hatten die Verbrecher in dieser Stadt noch Werte, Ehre, Respekt! Sieh dich an! Woran glaubst du noch, hä? Woran glaubst du nnn ..“

Der Joker kommt auf ihn zu und unterbricht seine Worte, in dem er ihm eine Handgranate in den Mund stopft und entgegnet ruhig:

„Ich glaube, alles was einen nicht tötet, macht einen komischer!“

Die Granate verweist sich hinterher als Fake. Schon mit dieser ersten Szene wird im Film eine neue Zeitrechnung eingeleutet. Es gibt nicht mehr nur die Guten und die Bösen, auch nicht mehr nur die weitere Weichzeichnung der nicht so tollen Guten und den eigentlich charmanten Bösen. Hier kämpft das vermeintlich Böse gegen sich selbst (Der Joker gegen die Mafia), das ist für den Zuschauer nichts anderes als das Versprechen auf die Auflösung des bisherigen Koordinatensystems. Und dies ist nur der Anfang.

Im weiteren Verrlauf des Filmes geht es um die Frage, wo der wegen Selbstjustiz verfolgte Batman ist und wer hinter seiner Maske steckt. Als möglicher Verdächtiger wird sogar ein Bild von Abraham Lincoln eingeblendet. Dieses kleine Detail ist deshalb so interessant, weil gerade Präsident Lincoln die Person ist, die wie kein anderer amerikanischer Präsident nach ihm noch heute für die Unabhängigkeit Amerikas, für die Abschaffung der Sklaverei und für die Einhaltung der amerikanischen Verfassung steht. Das ist schon fast zynisch, ihn als den möglichen Batman zu präsentieren, der sich bei seiner Verbrechensbekämpfung keinen Deut um das Gesetz kümmert.

Der dann vorgestellte Staatsanwalt Harvey Dent, der als „weißer Ritter“ bezeichnet wird, zeigt sich als konsequenter und bei den Bürgern beliebter Verfolger des organisierten Verbrechens, zeigt sich dann in einem Restaurantgespräch aber auch als Verteidiger der Selbstjustiz. Der Dialog wird aber noch interessanter:

Dents Begleiterin zu Dent: „Gotham braucht Helden wie Sie, gewählte Vertreter, keinen Mann, der sich über das Gesetz stellt.“ … „Das hier ist eine Demokratie, Harvey (Dent)!“

Dent: „Wenn der Feind vor den Toren stand, schafften die Römer die Demokratie ab und ernannten EINEN Mann zum Schutz der Stadt. Und es galt nicht als Ehre, sondern als Dienst am Volk!“

Dent: „Man stirbt als Held oder lebt so lange bis man selbst der Böse wird!“

Dieser Dialog bedarf keine weiteren Ausführungen.

In der nächsten Szene werden die Spitzen der Mafiafamilien von einem zwielichtigen chinesischen Geschäftsmann darüber informiert, dass deren verbliebendes Geld in Sicherheit sei, woraufhin der Joker den Raum betritt und darüber nur lachen kann. Über einige Umwege einigt sich der Joker mit der Maifia darauf, deren wahres Problem zu lösen und verspricht Batman zu töten, für die Häfte ihrer Guthaben. Was folgt ist ein perfides Spiel, in dem Batman erkennen muss, dass er das Ziel eines Mannes ist, der raffiniert, skrupellos und undurchschaubar sein Ziel verfolgt. Dass Batman selbst aber gar nicht sein Ziel ist, nimmt Batmans treuer Diener Alfred vorweg:

„Es gibt Menschen, die an logischen Dingen nicht interessiert sind wie Geld. Man kann sie nicht kaufen, einschüchtern, sie zur Vernunft bringen oder mit ihnen verhandeln. Einige Menschen wollen die Welt einfach nur brennen sehen!“ Diese Menschen, solche Gruppierungen gibt es tatsächlich. Es sind mächtige, religiöse Zirkel, die ihr Geld einzig dafür verwenden, um das ersehnte Armageddon herbeizuführen. Im weiteren Verlauf stürzt der Joker die Stadt Gotham City immer mehr ins Chaos. Und nun stellt sich auch der weiße Ritter, Staatsanwalt Harvey Dent, selbst über das Gesetz und entführt kurzer Hand einen Mittäter, den er mit Todesandrohungen dazu zwingen will, Informationen über den Joker preiszugeben. Inzwischen sieht auch Batman, dass jegliche Grenzen überschritten wurden und will dem Chaos damit ein Ende bereiten, in dem er seine Identität Preis gibt. „Menschen sterben, Alfred. Was sollte ich deiner Meinung nach machen?“ Alfred: „Es ertragen, Master Wayne! Es aushalten! Alle werden sie dafür hassen. Aber das ist Batmans Vorteil. Er kann der Ausgestoßene sein. Er hat die Wahl, die außer ihm sonst niemand hat, die richtige Wahl!“

Alfred meint hier die Wahl, als gesetzloser für eine Ordnung zu sorgen, die ansonsten nicht möglich zu sein scheint. Die Werte der alten Ordnung spielen keine Rolle mehr, sind verloren. Hier endet der erste Part des Films und auch der erste Teil dieses Artikels. Der zweite Teil, in dem der Joker eine Dollar-Pyramide verbrennt, folgt demnächst, nicht im Kino.

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4 Antworten zu The Dark Knight – Die Konditionierung auf das Ende der alten Ordnung und ihre Werte

  1. J€$\/$ schreibt:

    http://pibillwarner.wordpress.com/2012/07/20/updated-is-james-e-holmes-a-occupy-black-bloc-member-he-plotted-to-kill-copsjames-e-holmes-shoots-up-aurora-co-movie-theater-killing-12-and-wounding-59-as-batman-movie-slams-ows/

    Private Detective Bill Warner is a member of the FBI Partner InfraGard.

    Dieser Bill Warner ist der Author des obrigen Artikels. Mir würde wirklich übel beim Lesen des Artikels. Göbbels hätte sich mehr Mühe gegeben. Die Art und Weise, wie dort gehetzt wird, ohne Beweise vorver,- und abgeurteilt wird, erinnert mich an längst vergangene Zeiten im 3.Reich.
    Übrigens, InfraGard ist mit unserem INDECT vergleichbar.

    Lüge ist Wahrheit,
    Krieg ist Frieden,
    Widerstand ist Terrorismus.

  2. FS schreibt:

    Ens finde ich sehr bemerkenswert und erschreckend zugleich. Die Darstellung von Gewaltszenen im Fernsehen und im Kino wird immer detaillierter. Wir haben offenbar das Zeitalter von „Gewaltpornos“ erreicht und diese ersetzen nun wohl die Circusspiele der Antike. Und während wir dabei zusehen wie in Großaufnahme jemand gefoltert oder getötet wird, essen wir auch noch gemütlich nebenbei und besiegeln damit wohl unser eigenes Schicksal, da laut Hirnforchung unser Gehirn hier keine Unterscheidung zwischen künstlich oder real trifft und brauchen uns deshalb auch nicht mehr zu wundern, warum im echten Leben die Menschen immer gewalttätiger werden und nicht mehr helfen wenn Sie einen Menschen in Not sehen, sondern nur noch zusehen, weglaufen oder gar mitmachen; Gewaltporno live quasi.
    MfG
    FS

  3. dieandereperspektive schreibt:

    Auf diese Art und Weise läßt sich das Leid des Nachbarn leichter ertragen, denn der ist ja schon lange ein Assie, oder sonst was. Ausgrenzung ist der Nährboden der Unterdrückung.

  4. osi schreibt:

    “Gewaltpornos”
    Ja, ist aufgefallen – Spartacus zb – dass, das erlaubt ist. Nein, schauen wir nicht. Wir schauen
    so gut , wie gar nichts mehr im TV.

    Ich hoffe, das geht vielen so. Ich kenne etliche, die kein Bock mehr haben.

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