Bundesregierung zur Geheimarmee Gladio: „BND an sechs Operationen oder Übungen beteiligt“

Nach einer „Kleinen Anfrage“ der Partei DIE LINKE an die Bundesregierung zu „Maßnahmen der Bundesregierung zur Aufdeckung der Tätigkeiten von Gladio“ gewährte Roland Pofalla einen kleinen Blick in die delikaten Angelegenheiten, in denen der BND verstrickt gewesen ist. So gab der für die Geheimdienstkoordinationen zuständige Chef des Bundeskanzleramtes bekannt, dass der BND an sechs Operationen oder Übungen beteiligt gewesen ist.

 Damit wurde meines Wissens das erste Mal von einer deutschen Bundesregierung bestätigt, dass geheime Armeen der NATO, genannt Gladio/Stay-Behind, existierten und auch in Deutschland operierten.

Bekannt wurde die Äußerungen heute während des „Jahrhunderts-Prozess“ in Luxemburg, in dem zwei ehemalige Elite-Gendarmen beschuldigt werden, während der 1980er Jahre für diverse Bombenanschläge verantwortlich gewesen zu sein. Die Verteidigung stützt sich jedoch auf den Verdacht, dass die geheime Gladio-Stay-Behind-Armee dafür verantwortlich war. Der deutsche Historiker Andreas Kramer sagte im Prozess aus, dass sein Vater, Johannes Kramer, Stay-Behind-Aktionen in Deutschland, Italien und Luxemburg leitete und diverse Anschläge durchführte. Daraufhin kam es zu der o.g. Anfrage von Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE.

Obgleich im Prozess aus dem Pofalla-Papier zitiert wurde: „Auf eine Frage konnte nicht öffentlich geantwortet werden“, Die Antwort wäre als Verschlussache geheim eingestuft.

Trotzdem gab es während des heutigen Prozesstages folgende Erkenntnisse:

Es ging um Frage 11 der o.g. genannten Anfrage:

„An welchen Übungen hat sich die Stay-Behind-Org. des BND beteiligt?“

Die Antwort von Pofalla, laut der Verteidigung:

„Den bisher ausgewerteten Altunterlagen des BND konnten Hinweise auf sechs Übungen oder Operationen im Sinne der Frage entnommen werden.Zitat von Pofalla, laut Prozessbericht

Außerdem:

„Die Durchführung der vorgenannten Maßnahmen hat bisher keine Anhaltspunkte ergeben, die geeignet wären, die Behauptungen des Andreas Kramer zu erhärten. Da das Ergebnis der durchgeführten Prüfungen jedoch noch nicht abschließend bewertet worden ist und daher weitere Maßnahmen nicht ausgeschlossen werden können, wird aus ermittlungstaktischen Gründen von einer näheren Darlegung der erlangten Kenntnisse abgesehen.“, Zitat von Pofalla, laut Prozessbericht

„Das Informationsinteresse des Parlaments trete nach konkreter Abwägung der betroffenen Belange hinter die berechtigten Geheimhaltungsinteressen zurück.“, Zitat von Pofalla, laut Prozessbericht

Richtig hat der Verteidiger daraufhin geschlussfolgert, dass wichtige Informationen zurückgehalten werden. Es gibt es den berechtigten Verdacht, dass die Gladio-Organisation in Verbindung zu dem Oktoberfestattentat 1980 in München steht, zu der es bereits vom Abgeordneten der Grünen Jerzy Montag eine Anfrage an die Bundesregierung gab, die allerdings unbeantwortet blieb.

Die Antwort von Pofalla auf die hier behandelte Anfrage der Fraktion DIE LINKE liegt laut eigener Aussage der Tageszeitung „Wort“ vor. Ein Link soll bald folgen und wird dann hier entsprechend.

Weiterführende Artikel:

Bommeleeër-Prozess: Gentest schließt Beteiligung von Ex-BND-Mitarbeiter Kramer an Anschlägen nicht aus (20. September 2013)

32 Jahre nach Oktoberfest-Attentat: Generalbundesanwalt überprüft neue Hinweise“ (2. Mai 2013)

Heimlich aufgezeichnetes Juncker-Gespräch: Es ging um geheime NATO-Armeen (11. Juli 2013)

Staatsterror? Die brisante Kramer-Aussage und das Schweigen deutscher Medien (26. April 2013)

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14 Antworten zu Bundesregierung zur Geheimarmee Gladio: „BND an sechs Operationen oder Übungen beteiligt“

  1. heintirol schreibt:

    Mal so gesponnen: Die NSU wäre ein Teil diese Machwerkes, weil alle Geheimdienststellen falschen Informationen folgten, dass getötete Türken einer Rauschgiftmafia und dem islamischen Untergrund angehörten. Vielleicht gingen die Köpfe der NSU auch ein bischen zu weit? Dies erklärt denn auch deren „Selbstmord“. Und wir kommen zu der Frage: Warum sollen sich 2 Männer umbringen, die vom Staatsschutz gedeckt wurden? Und wieso sprengten sie ihr Haus vorher (oder steckten es in Brand)? Alles zu ominös.

    • johannes schreibt:

      Vorab:
      der Zeuge Kramer im Luxemburger Prozess ist diskreditiert. Trotzdem darf man nachdenken.
      Der BND war also mit Gladio verbandelt. In mindestens sechs Fällen. Welche, wird geheimgehalten.
      Gladio diente, nachdem es ja nie etwas wurde mit dem „Einmarsch“ der Sowjetunion, und mit den Waffen und dem Sprengstoff von Gladio ja was gemacht werden musste, schlicht und einfach den politischen Zwecken der Rechten , bzw. der Geheimdienste, die schon immer rechtslastig waren. Ob nun in Bologna oder in München.
      Stichwort Beeinflussung der Politik (wie der Versuch nach dem Oktoberfest Attentat im Sept.1980), http://www.youtube.com/watch?v=51F14qie4eE
      hier von Wahlen, oder einfach Strategie der Spannung, um Gesetze (law and order Politik) zu verschärfen (z.b. Notstandsgesetze).
      Dabei müssen regelhaft viele Unschuldige aber auch Mitwisser und manche Zeugen (vgl. z.B. Bologna oder für Zeugen die causa Dutroux http://www.youtube.com/watch?v=MwAw5yRp3hc ihr Leben lassen. Auch an 9/11 siehe: http://www.ae911truth.org

      Beim NSU Skandal ist der Selbstmord der beiden Männer ohne Motiv, richtig. Möglicherweise haben sie den Geheimdienst, der sie deckte und benutzte um ihren Fremdenhass auszuleben, zu stark (mit Forderungen?) „verärgert“ oder sie waren kurz vor der Aufdeckung und wurden beseitigt? Wir wissen es nicht.
      Allerdings wissen wir wie z.B. Regierungen mit Geheimdiensten zusammenarbeiten (vgl. z.B. den inside job am 11.9.01 , oder die nun auch im mainstream durch S.Hersh aufgedeckte Lüge von der angeblichen Tötung Osama bin Ladens im Mai 2011 in Pakistan) oder auch wie Geheimdienste ihr eigenes (wie im NSU Fall) rechtsradikales Süppchen kochen.

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  7. bubbles schreibt:

    Hat dies auf Bubbles Blog rebloggt.

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