Bommeleeër-Prozess: Gentest schließt Beteiligung von Ex-BND-Mitarbeiter Kramer an Anschlägen nicht aus

Diese Woche ging nach der Sommerpause der sogenannte „Bommeleeër-Prozess“ weiter. Eine Expertin des BKA, Dr. Petkowski, bewertete nach Prüfung vor dem Gericht die genetische Übereinstimmung von Spuren auf den Erpresserbriefen und einer Genprobe von Andreas Kramer. Dieser sagte im Mai aus, dass sein Vater unter dem Schirm der NATO-Geheimarmee sowohl für die Bombenanschläge in Luxemburg während der 1980er Jahre verantwortlich und auch für die Anschläge 1980 in München und in Bologna.

Im deutschsprachigen Raum ist kaum darüber berichtet worden. Überhaupt bekam das Thema „Gladio – Geheimarmeen der NATO“ von den Medien bisher nicht die Aufmerksamkeit, die es schon längst verdient hätte. Seit 1990 der damalige italienische Ministerpräsident Giulio Andreotti die Existenz über die in ganz Europa verteilten Geheimarmee öffentlich machen musste, gab es in Deutschland keine Aufarbeitung. Obgleich diese auch in West-Deutschland operierten und in Verdacht steht, für das Oktoberfestattentat 1980 in München verantwortlich zu sein.

Zurück nach Luxemburg. Im „Bommeleeër-Prozess“ sitzen zwei Elite-Gendarmen auf der Anklagebank, die für die bisher schwersten Bombenanschläge in Luxemburg während der 1980er Jahre verantwortlich gemacht werden. Deren Verteidiger verfolgten von Anfang an die Theorie, dass nicht ihre Mandanten, sondern eben diese NATO-Geheimarmee die Anschläge verübte. Viele Indizien unterstützen die Linie der Verteidigung. Ein Prozessbeobachter prophezeite: „Im deutschen Parlament wird es ein Erdbeben geben“. Dem ist bisher nicht so. Es regte sich in der Bundesrepublik auch kaum etwas als im Mai ein brisanter Zeuge aus Deutschland vor dem Richterstuhl in Luxemburg saß. Andreas Kramer sagte aus, dass sein Vater, der BND-Mitarbeiter Johannes Kramer, für Gladio arbeitete. Allein schon diese Aussage hätte Staub aufwirbeln müssen. Aber seine Aussage war noch brisanter. Sein Vater, damals Mitarbeiter des BND, soll die Bombenanschläge in Luxemburg organisiert haben und auch die Terroranschläge 1980 in München und Bologna. Der Zeuge war bereit, eine Genprobe abzugeben, die mit den Spuren auf den damals verfassten Erpresserbriefen abgeglichen werden sollten.

Der Zeuge Kramer wurde von seinen Geschwistern als notorischer Lügner bezeichnet, so dass erhebliche Zweifel an seinen brisanten Aussagen aufkamen. Ein Gen-Vergleich sollte Klarheit bringen.

Das Ergebnis dieses Abgleichs trug am Donnerstag nun ausgerechnet eine Expertin des BKA vor. Nach der Expertise von Dr. Elisabet Petkowski könne eine Übereinstimmung weder ausgeschlossen, noch könne sie bewiesen werden. Sie berichtete jedoch, dass eine Allele der gesicherten DNA jener von Kramer entspräche. Was ist eine Alele?

„Allele sind die unterschiedlichen Varianten eines Gens an einer bestimmten Stelle (Genort oder -locus) auf einem Chromosom“. biosicherheit.de

Nach Dr. Petkowski bringt nur eine Exhumierung des 2012 verstorbenen Johannes Kramer Gewissheit. Die Verteidigung stellte sofort einen entsprechenden Antrag. Die Staatsanwaltschaft hatte keine Einwände. Die Entscheidung liegt nun beim Gericht.

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